Beruf Reporter (Professione: Reporter)

Extrem lange Einstellungen, kaum Schnitte, sanfte Überblendungen: mit stilistischen Mitteln wie diesen ist Michelangelo Antonioni berühmt geworden. Die Filme des 1912 in Ferrara geborenen Regisseurs wirken selbst losgelöst von Handlung oder Bewegung, seine photographischen Inszenierungen überzeugen gleichermaßen durch ihre Direktheit und ihre Zurückhaltung. Ein Mann, orientierungslos im Nebel; eine kärgliche Industrielandschaft; eine Frau, frierend auf einer Klippe am Meer. All diese Bilder sind symbolisch aufgeladen und vermitteln so „die Unbestimmtheit der Bedeutung“.

Antonioni hat über fünf Jahrzehnte hinweg die Relativität von Wirklichkeit und Wahrnehmung erforscht und dabei stets die Verwirrung menschlicher Gefühle in den Mittelpunkt gestellt. Nicht nur in seinem Meisterwerk „Blow Up“, auch in „Beruf: Reporter“ folgt er seinem Helden durch ein Dickicht von Lebensentwurf, Realität und der Flucht davor. In diesem Fall handelt es sich um Jack Nicholson, der als Fernsehjournalist in die Sahara reist, um Rebellen zu interviewen. Aus einer Laune heraus tauscht er die Identität mit seinem jüngst verstorbenen Zimmernachbarn im Hotel. Seines bisherigen Lebens überdrüssig, hofft er, die Chance zu einem Neubeginn zu erhalten. Nur: der andere Mann war Waffenschieber und hatte haufenweise Feinde, so daß aus Nicholsons innerer Flucht sehr schnell eine äußere wird.

Das kolportagehafte Abenteuer bildet allerdings nur den Hintergrund für eine meisterhaft inszenierte Analyse der entfremdeten Wahrnehmungs- und Kommunikationsformen der modernen Welt.

 

Beruf: Reporter Italien/Frankreich/ Spanien 1973, 125 Minuten, ab 12 Jahren, R: Michelangelo Antonioni, D: Jack Nicholson, Maria Schneider, Ian Hendry

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