Immer wieder gibt es Filme, die anders sind als alles, was sonst so über die Leinwand flimmert. Filme, die sich nicht vereinnahmen lassen, die jeder modischen Konvention widerstehen, die auf wunderliche Weise aus der Zeit gefallen scheinen. Filme wie „Chocolat“ zum Beispiel.
Es ist Winter, wie nur im Kino Winter sein kann. Der eisige Nordwind weht Vianne (Juliette Binoche) und ihre Tochter in ein Dorf im Süden Frankreichs, wo sie eine Chocolaterie eröffnen. Dass sich die süße Versuchung ausgerechnet in der Fastenzeit gegenüber der Kirche einquartiert, erzürnt den bibelfesten Bürgermeister (Alfred Molina), und so lässt er die neuen Mitbürger vom jungen Pastor (Hugh O’Connor) verfluchen. Nicht nur, dass Vianne eine Freundschaft zu der in ihrer Ehe unterdrückten Josephine (Lena Olin) aufbaut und der alten Armande (Judy Dench) zu einem Wiedersehen mit ihrem Enkel verhilft, sie freundet sich auch noch mit Roux (Johnny Depp) an, der mit seinen Leuten über den Fluss in den Ort gekommen ist. Als einige Dorfbewohner mit den Reisenden auch noch ein Fest feiern, kommt es zum offenen Konflikt..
Der Kampf des Außenseiters gegen die gesellschaftlichen Ansprüche; das ist das Thema dieser bezaubernden und sinnlichen Tragikomödie von Lasse Hallström („Gottes Werk und Teufels Beitrag“). Muss man seinen kleinen Individualfrieden mit dem Establishment schließen, um sein Glück zu erlangen? Oder muss man nicht vielmehr seine Träume und Ideale gegen die gemeine Außenwelt verteidigen und seinen Weg gehen, bis man irgendwann irgendwo die bessere Welt gefunden hat! In dieser Welt – das zeigt uns „Chocolat“ – erwarten uns nämlich mehr als flüchtige Gaumenfreuden; es erwartet uns wahre Liebe.
Chocolat USA 2000, 110 Minuten, ab 6 Jahren, R: Lasse Hallström D: Juilette Binoche, Alfred Molina, Johnny Depp, Judi Dench