Wien, 1948. In der von den Siegermächte besetzten Stadt floriert der Schwarzmarkt. Einer der berüchtigtsten Schieber ist Harry Lime, der seinen alten Freund, den Westernautor Rollo Martins, zu einem Besuch überredet hat. Als Martins in der österreichischen Hauptstadt eintrifft, kommt er nur noch rechtzeitig zu Limes Beerdigung. Dieser ist kurz zuvor bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Oder etwa doch nicht? Der Schriftsteller beginnt zu recherchieren und findet heraus, dass sein Kumpel durch den Handel mit gestrecktem Penicillin den Tod unschuldiger Kinder zu verantworten hat. In seinen Gesprächen mit Augenzeugen ist außerdem von einem ominösen „dritten Mann“ die Rede, der am Tatort gewesen sein soll. Doch warum ist dieser wie vom Erdboden verschwunden? Martins bietet der Polizei seine Mithilfe an, um den Unbekannten zur Strecke zur bringen und den Fall aufzuklären.
Carol Reeds grandiose Verfilmung von Graham Greenes „Der dritte Mann“ ist nicht nur eine spannende Detektivgeschichte, sondern auch ein psychologisches Drama über die Gefährdungen und Versuchungen, denen der Mensch ausgesetzt ist. Was bedeutet Freundschaft? Wie gut kennt man sich selbst? Und wie kann man sich vor dem Nihilismus schützen, den Orson Welles als Harry Lime geradezu auskostet? „Nun sei nicht so trübsinnig,“ rechtfertigt er seine Untaten vor Martins. „Denk daran, was Mussolini gesagt hat: In den dreißig Jahren unter den Borgias hat es nur Krieg gegeben, Terror und Mord, aber es gab Michelangelo, Leonardo da Vinci und die Renaissance. In der Schweiz herrschte brüderliche Liebe, fünfhundert Jahre Frieden und Demokratie. Und was haben wir davon? Die Kuckucksuhr!“
Der dritte Mann England 1949, 108 Minuten, ab 12 Jahren, R: Carol Reed D: Joseph Cotten, Orson Welles, Alida Valli, Trevor Howard