August 1572. Seit zehn Jahren schon tobt in Frankreich ein blutiger Glaubenskrieg zwischen Katholiken und Protestanten. Katharina von Medici, Mutter des regierenden Königs Karl IX., will endlich Ruhe im Land. Daher richtet sie in Paris die glanzvolle Hochzeit ihrer 19jährigen Tochter Marguerite, genannt Margot, mit König Heinrich von Navarra aus. Doch die Feierlichkeiten, zu denen etwa 10.000 protestantische Hugenotten in die französische Hauptstadt gekommen sind, werden zur Falle: In der Nacht zum 24. August, der „Bartholomäusnacht“, finden Tausende der hugenottischen Aristokraten einen grausamen Tod.
Mit spektakulärem Aufwand und großartigen Darstellern inszenierte Opernregisseur Patrice Chéreau („Intimacy“) Alexandre Dumas’ Roman „La Reine Margot“ und machte daraus ein opulentes Historiendrama voller Intrigen, sexueller Exzesse, Mord und Totschlag.
Der Regisseur interessierte sich allerdings mehr für die psychologischen Abgründe der Figuren, als für die historischen Fakten. Noch vor 30 Jahren sahen Historiker die Ereignisse des 24. August 1572 mit den Augen Dumas’. Der große Geschichten-Erzähler des 19. Jahrhunderts hatte Katharina die Verantwortung für das schreckliche Blutbad gegeben. Dabei lässt sich das Massaker keineswegs mit der sonstigen Politik der Königsmutter in Einklang bringen, die eher auf friedliche Koexistenz ausgerichtet war. In der jüngeren Geschichtsschreibung zeichnet sich immer mehr das Bild eines Renaissance-Traumes ab, der im Blutrausch unbändiger Leidenschaften ertrank. Das Trauma dieses Schocks brachte eine Wende in den Religionskriegen und bereitete zudem den Weg für Heinrich IV. Thronbesteigung.
Übrigens: Die Bezeichnung „Bartholomäusnacht“ geht zurück auf Bartholomäus, einen der 12 Apostel Jesu. Sein Gedenktag ist der 24. August.
Die Bartholomäusnacht Frankreich/Italien/Deutschland 1994, 144 Minuten, ab 16 Jahren, R: Patrice Chéreau, D: Isabelle Adjani, Daniel Auteuil, Virna Lisi, Jean-Hugues Anglade