Ein einsamer Ort (In A Lonely Place)

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Für die jungen Wilden der Nouvelle Vague oder des Neuen Deutschen Films war Nicholas Ray (1911-1979) einer der wichtigsten Regisseure aller Zeiten. Ob in seinem Erstling „They Live By Night“ (1947) oder dem melancholischen Rodeo-Drama „The Lusty Men“ (1952), ob in dem borock wirkenden Western „Johnny Guitar“ (1954) oder dem James-Dean-Klassiker „Rebel Without A Cause“(1955): Rays Filme sind stets in düsteren Farben gemalt, ihre Atmosphäre ist gekennzeichnet durch Verunsicherung und Hoffnungslosigkeit, ihre Themen spiegeln ein Klima gesellschaftlicher Zerrüttung. So auch sein Film noir „In A Lonely Place“, der nach einem Roman von Dorothy B. Hughes entstand.

Drehbuchautor Dix Steele hat eigentlich alles, was man für ein feines Leben in Hollywood braucht: schnelle Autos, teure Anzüge, eine Wohnung in Beverly Hills, eine attraktive Nachbarin namens Laurel. Doch Dix ist ein Schnorrer, der sich von seinem Onkel aushalten lässt. Und nicht einmal sein Kumpel Brub, inzwischen bei der Polizei von Los Angeles, ahnt, weshalb Dix so an der mysteriösen Serie von Frauenmorden interessiert ist.

Nicholas Ray machte aus dem Thriller um Frauenhass und männliche Gewalt eine Parabel über die McCarthy-Ära und die damalige Kommunistenjagd. Humphrey Bogart gibt den Dix Steele, der nach dem Krieg sein Comeback als Drehbuchautor in Hollywood versucht, aber von dunklen Mächten ausgebremst wird.

„Ein einsamer Ort“ ist somit nicht nur ein spannendes und überzeugendes Psychogramm eines Serial-Killers (lange vor der populistischen Welle), sondern auch eine Attacke auf den „American Way of Life“: Der so normal und alltäglich agierende Frauenmörder ist ein Kriegsheld, ein strahlender Sieger, der nach Kriegsende geradewegs weitermordet. Wie sehr Ray seiner Zeit damit voraus war, kann man erst ermessen, seit sein Prototyp zu einer standardisierten Figur des Post-Vietnam-Traumas degeneriert ist.

 

Ein einsamer Ort USA 1949, 94 Minuten, ab 12 Jahren, R: Nicholas Ray D: Humphrey Bogart, Gloria Grahame, Frank Lovejoy

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