Minnesota ist das Land der 10000 Seen – das Finnland der USA gewissermaßen, wo Himmel und Erde am fernen Horizont im Zwielicht aus Wolken und Schnee verschmelzen. Kein Wunder, dass ausgerechnet hier zahllose skandinavische Einwanderer sesshaft geworden sind. Zum Beispiel die Vorfahren von Jerry Lundegaard (William H. Macy).
Jerry ist Autoverkäufer und steckt in Schwierigkeiten: er braucht ganz dringend ganz viel Geld. Also heuert er zwei Spitzbuben an, die seine Gattin entführen und den steinreichen, aber geizigen Schwiegervater um ein paar Millionen Dollar erleichtern sollen. Ein todsicherer Plan: niemandem wird wehgetan, alles wird gut. So hat sich Jerry das gedacht.
Die beiden Schmalspurganoven – der eine ein nervöses Wrack (Steve Buscemi), der andere ein einsilbiger Psychopath (Peter Stormare) – stellen sich allerdings so tollpatschig an, dass schon bald ein Polizist und zwei unschuldige Augenzeugen tot im Schnee liegen. Die Polizistin Marge Gunderson (Frances McDormand) nimmt mit erstaunlicher Gelassenheit und dem Heißhunger einer werdenden Mutter die Ermittlungen auf.
„Fargo“ von Ethan und Joel Coen („Blood Simple“, „Barton Fink“) ist eine geniale Mischung aus Komödie, Thriller und Horrorfilm, ein radikaler Entwurf, eine makabere Mördergeschichte, die mit unerbittlicher Logik Detail an Detail reiht und jede Emotion unter der glatten Oberfläche der Dinge einzufrieren scheint. Beispiel gefällig? Die Polizistin schleicht sich vorsichtig an die Blockhütte der Gangster an. Einer von ihnen steht gerade an der laufenden Häckselmaschine. Der Schnee vor dem Auswurf ist blutrot verfärbt und aus dem Einfüllstutzen ragt noch ein Fuß.
Fargo USA 1996, 98 Minuten, ab 16 Jahren, R: Ethan und Joel Coen, D: Frances McDormand,Steve Buscemi, William H. Macy