„Waren Sie jemals in Whistle Stop und sagt Ihnen der Name Idgie Threadgood etwas? Sie würden sich bestimmt an sie erinnern! Idgie, die war ganz anders, und ich werde nie verstehen, warum alle glaubten, sie habe diesen Mann umgebracht.“ Mit diesen Worten zieht die alte Ninny die midlife-crisis-geplagte Evelyn in ihren Bann und wirbelt deren trostloses Leben komplett durcheinander.
Aus der zufälligen Begegnung im Aufenthaltsraum eines Altersheims werden bald regelmäßige Besuche. Nach und nach erzählt Ninny die packende Geschichte von Idgie und Ruth, die während der Weltwirtschaftskrise ein Restaurant in Alabama betrieben. Und je mehr Evelyn von der Freundschaft der beiden Frauen erfährt, von ihrem verzweifelten Kampf für Selbstbestimmung im reaktionären Süden der USA, desto mehr nimmt sie ihr kleines, frustrierendes Leben in die Hand: Keine Leckereien mehr, keine Unterwürfigkeit vor dem unsensiblen Gatten, keine Angst, vor allem keine Kompromisse!
Mit seiner Tragikomödie „Grüne Tomaten“ traf Regisseur Jon Avnet den Geschmacksnerv eines Millionenpublikums. Geschickt kombinierte er verschiedene Zeitebenen, wobei vor allem die nostalgischen Erinnerungssequenzen zweifelsfrei politisch korrekt, allerdings auch etwas zu sentimental geraten sind. Gutmenschen-Kino, das man nicht wirklich schlecht finden kann, das einen über weite Strecken aber ziemlich kalt lässt.
Die latent homosexuelle Beziehung von Idgie und Ruth hat Avnet – im Gegensatz zu Fanny Flaggs Romanvorlage – vollkommen vernachlässigt. Allzu sehr darf man die Toleranz des Durchschnittspublikums eben nicht strapazieren.
Grüne Tomaten USA 1991, 143 Minuten, ab 6 Jahren, R: Jon Avnet D: Jessica Tandy, Kathy Bates, Mary Stuart Masterson, Mary-Louise Parker