„Ich hatte Hunger. Hunger nach Treulosigkeiten, nach Ehebrüchen, nach Lügen. Von jeher. Ich wußte, daß ich eines Tages an dich geraten würde. Verschlinge mich, entstelle mich nach deinem Bild, auf dass kein anderer nach dir das ganze Warum solchen Begehrens begreife.“
Eine verheiratete französische Schauspielerin und ein ebenfalls verheirateter japanischer Architekt lernen sich kennen. An einem Ort, der für eine Affäre am wenigsten denkbar ist: Hiroshima. In wenigen Stunden erleben sie eine solche Aufrichtigkeit, ein so tiefes Ineinander-Aufgehen, dass sie beide völlig aus der Bahn geworfen werden. Sie begegnen im anderen ihrer eigenen Geschichte, ihrer Einsamkeit, ihrer Angst, und finden für einen kurzen Moment Erlösung.
„Um leben zu können, muss man vergessen: Hiroshima, den Atomtod, jene Liebe und diese“, hat die Autorin Marguerite Duras ihrem Script „Hiroshima mon amour“ vorangestellt, das Alain Resnais 1959 für die Leinwand adaptiert hat. „Der Text von Marguerite ist für mich eine Art Traum. So etwas wie eine lange Kamerafahrt in den Wolken des Unbewussten, durch die man zu den Personen gelangt“, so der Regisseur.
Entstanden ist nicht nur einer der individuellsten und intimsten Filme über den zweiten Weltkrieg, sondern zugleich – auch wenn er nur in einigen kurzen Szenen im Krieg selbst spielt – einer der bewegendsten, ja herzzerreißendsten. Durch den permanenten Wechsel der Zeitebenen, dem Nebeneinander von Off-Texten und Dialogen und vor allem durch hartnäckige Wiederholungen macht Resnais das Netz anschaulich, das sich aus den verschlungenen Fäden von Weltgeschichte und persönlicher Geschichte knüpft.
Hiroshima mon amour Frankreich/Japan 1959, 89 Minuten, ab 16 Jahren, R: Alain Resnais, D: Emmanuelle Riva, Eiji Okada, Stella Dassas, Pierre Barbaud