„Es ist mir wichtig, eine Zeichnung zu machen, die nicht jeder begreifen wird“, hat Vincent van Gogh einmal gesagt. „Von einer Figur nur das Wesentliche unter Außerachtlassung aller Nebensachen, die nicht zum eigentlichen Charakter gehören und zufällig sind.“
Mit dem Namen van Gogh verbinden wohl die meisten das romantische Klischee des genialen Künstlers, der zu Lebzeiten zwar 1700 Gemälde und Zeichnungen schuf, aber nur ein einziges davon verkaufen konnte, der unter der Sonne Südfrankreichs verrückt wurde, sich ein Ohr abschnitt und anschließend aus Kummer und Einsamkeit erschoss. Was davon den historischen Fakten entspricht und was nur gut erfunden sein dürfte, deckt Maurice Pialats großartige Künstlerbiographie „Van Gogh“ auf.
Die beiden letzten Lebensmonate verbringt der Künstler in dem kleinen französischen Ort Auvers-sur-Oise. Er kommt auf Empfehlung seines Bruders Theo, um sich bei dem kunstbegeisterten Arzt Dr. Gachet in Behandlung zu begeben. Eine Phase rauschhafter Produktivität folgt, die schon bald seine Gesundheit beeinträchtigt. Mit seiner abweisenden Art weckt er das Interesse von Gachets 19-jähriger Tochter Marguerite, doch als er sich in die junge Frau verliebt, zerbricht die Freundschaft der beiden Männer.
Maurice Pialat („Mein Vater, das Kind“) entwirft mit seinem aufwendig ausgestatteten und beeindruckend fotografierten Film das faszinierende Porträt eines besessenen Künstlers, der an der Ignoranz seiner Epoche zugrunde geht. Die Fülle der Bilder und das prächtige Spiel mit Farbe und Form lassen erahnen, wie sehr van Gogh unseren Blick auf die Welt verändert hat.
Van Gogh Frankreich 1991, 159 Minuten, ab 12 Jahren, R: Maurice Pialat, D: Jacques Dutronc, Alexandra London, Gerard Sety