Berlin, 1945. Captain John Pringle fährt durch die zerstörte Stadt zu seiner deutschen Geliebten Erika von Schlütow. Als Geschenk hat er eine Matratze dabei, die er auf dem Schwarzen Markt gegen einen Kuchen eingetauscht hat, den ihm seine Verlobte aus Amerika geschickt hat. Im Hintergrund hören wir „Isn’t It Romantic?“
„Eine auswärtige Affaire“ – Billy Wilders brillante Nachkriegssatire – handelt von Illusionen, von Lügen, von Heuchelei und von dem Preis, den man dafür zahlen musste, damals in Deutschland im Jahre Null. Marlene Dietrich spielt die abgezockte Deutsche, Jean Arthur ihre bigotte amerikanische Rivalin – dass die Sympathien Wilders Marlene gehören, ist unschwer zu übersehen. Im Krieg die Mätresse eines hochrangigen Nazis, muss sie sich nun als Nachtclub-Sängerin durchbeißen. Für Bücher gibt es Leberwurst, singt sie, und für Schokolade Liebe; es herrscht Ausverkauf, und jeder nimmt, was er kriegen kann. Der Preis für Ideale ist ins Bodenlose gefallen – und Wilder beobachtet ziemlich mitleidslos, wie nach den Häusern auch die Moral in Trümmer fällt. Nach der Premiere wurde ihm (mal wieder) Zynismus vorgeworfen: wie er die brave, anständige Amerikanerin demontiert; wie er seinen Helden, der auf psychologische Kriegsführung spezialisiert ist, als vollkommen korrupt entlarvt; wie er nachweist, dass der Schwarzmarkt im Nachkriegsdeutschland auch zum Maßstab für menschliche Beziehungen wird. Dennoch ist „Eine auswärtige Affaire“ eher ein hoffnungsvoller Film. Die allgemeine Verunsicherung, das Chaos, der Ausverkauf alter Werte – das ist für die Deutschen eine große, wenn nicht sogar die einzige Chance für einen Neuanfang.
Eine auswärtige Affäre USA 1948, 116 Minuten, ab 12 Jahren, R: Billy Wilder; D: Marlene Dietrich, Jean Arthur, John Lund