„Wenn er ausrastete, war Nishi wirklich zu fürchten“, erzählt ein ehemaliger Kollege von der Tokioter Polizei. „So wie damals, als er auf einen bereits Toten ein ganzes Magazin leer schoß.“
Yoshitaka Nishi, von dem hier die Rede ist, scheint vom Pech verfolgt zu sein: Erst stirbt seine Tochter, dann erfährt er, dass seine Frau Miyuki unheilbar an Krebs erkrankt ist und nur noch wenige Wochen zu leben hat. Als Horibe, sein Partner, von einem Yakuza zum Krüppel geschoßen wird und Tanaka, ein anderer Kollege, bei einer Schießerei ums Leben kommt, quittiert Nishi seinen Dienst. Schuldgefühle und der Wunsch, alles ungeschehen zu machen, bestimmen von nun an sein Leben.
Als die Yakuza auf die Rückzahlung eines Kredits besteht, den Nishi für die Medikamente seiner Frau brauchte, setzt er sich zur Wehr: Er mißhandelt die Geldeintreiber, lackiert ein gestohlenes Taxi in einen Polizeiwagen um und raubt in seiner alten Uniform eine Bank aus. Mit dem Geld zahlt er den Kredithai aus und unterstützt Horibe und die Witwe Tanakas. Den Rest verjubelt er mit seiner Gemahlin auf einer letzten Reise zum Fuji-San und an die Küste.
Takeshi Kitano, wie schon in „Violent Cop“ nicht nur Hauptdarsteller, sondern auch Autor, Regisseur und Produzent hat mit „Hana Bi“ (japanisch für Feuerwerk) einen ungemein poetischen, lebensnah brutalen Thriller geschaffen, der durch seine Intensität, Lakonie und visuelle Kraft besticht. Die Handlung entwickelt sich ausgesprochen langsam; mit beinahe meditativer Ruhe studiert der Regisseur seine Figuren. Dazwischen inszeniert er ein ums andere Mal extreme Grausamkeiten (ins Auge gerammte Stäbchen etc.), die in diesem ruhigen Umfeld um so erschreckender wirken. Kitanos famoses Portrait eines erschöpften Mannes, der einzig und allein seine Ruhe haben will, wurde 1997 bei den Filmfestspielen von Venedig völlig zu Recht mit einem Goldenen Löwen ausgezeichnet und begründete Kitanos Ruhm als einer der innovativsten Filmemacher Japans.
Hana Bi Japan 1997, 103 Minuten, ab 16 Jahren, R: Takeshi Kitano; D: Takeshi Kitano, Kayoko Kishimoto, Ren Ogusi