Es geht um die Liebe, um die alles verzehrende, unerfüllte Liebe, und Marcel Carné präsentiert sie in prächtigen, unvergesslichen Bildern. Sein Melodram „Kinder des Olymp“, das in der eigenartigen Welt der Akrobaten, Gaukler und Lebenskünstler im Paris des 19. Jahrhunderts spielt, gehört fraglos zu den Meilensteinen der Filmgeschichte. Die Helden dieser ergreifenden Milieustudie sind die mysteriöse Garance, die mit ihrer Schönheit alle Männer betört; der Schauspieler Frédéric, der auf der Suche nach dem größtmöglichen Vergnügen in den Tag hineinlebt; der Pantomime Baptiste, der vom Mond gefallen zu sein scheint und für den Traum und Leben identisch ist und schließlich der Anarchist Lacenaire, der aus Haß auf die Gesellschaft zum Verbrecher wird.
Baptiste wird sich Hals über Kopf in Garance verlieben und sie aus den Fängen unbarmherziger Polizisten befreien. Und obwohl sie seine Liebe erwidert, flattert sie wie ein Schmetterling von einem Mann zum anderen. Als Garance schließlich Paris verlassen muß, weil sie in Lacenaires krumme Geschäfte verwickelt ist, nimmt sie die Hilfe des Compte de Monteray, den sie bisher stets abgewiesen hatte, in Anspruch und heiratet ihn sogar. Jahre später: Baptiste ist mittlerweile berühmt geworden und hat geheiratet. Doch als er Garance trifft, verläßt er Frau und Kind …
„Kinder des Olymp“ gilt als Höhepunkt in der Zusammenarbeit zwischen Carné und Jacques Prévert, den Meistern des poetischen Realismus’. Es ist ein Film über ein versunkenes Traumland, eine Märchenwelt, ein Film der theatralischen Gebärden, der viele klassische Vorstellungen und Ideale vereint: Freiheit und Schönheit, Geschmack und Intelligenz, Leidenschaft und Harmonie.
Über drei Stunden dauert das bilderreiche Epos, das unter schwierigsten Bedingungen entstand: Stromausfälle, Bombenangriffe und die Zensur der deutschen Besatzer erschwerten die Dreharbeiten. So konnte der Film erst nach dem Krieg beendet werden und wurde zum Symbol für die Befreiung.
Kinder des Olymp Frankreich 1943-1945, 190 Minuten, ab 12 Jahren, R: Marcel Carné; D: Jean-Louis Barrault, Arletty, Pierre Brasseur