Was ist Puritanismus? „The haunting fear that someone, somewhere, may be happy“, schrieb der amerikanische Essayist HL Mencken bereits vor über siebzig Jahren. Viel hat sich seitdem nicht geändert – vor allem nicht in den USA –, und daher treibt dort das vom Puritanismus bestimmte Alltagsleben eigenartigste Blüten.
Obwohl Megan als Cheerleader und Spitzenschülerin eigentlich der perfekte Teenager ist und sich obendrein noch vom beliebtesten Jungen der Highschool abknutschen lässt, hegen ihre Eltern den Verdacht, daß sie lesbisch sein könnte.
In Mrs. Browns Rehabilitations-Camp „True Directions“ muss das Mädchen eine groteske Umerziehung über sich ergehen lassen, an deren Ende der Einzug in das heterosexuelle Himmelreich steht. Natürlich treten ungeahnte Schwierigkeiten auf, denn Megan verknallt sich in dieser aufgeheizten Atmosphäre unterdrückter Gefühle ausgerechnet in die Camp-Rebellin Graham, was beider Ausbildungsziel erheblich gefährdet. Die Verzückung über die erste große Liebe lässt sich jedoch weder durch elterliche Drohungen, noch durch den missionarischen Eifer der Mrs. Brown schmälern.
Jamie Babbits Kinoerstling „Weil ich ein Mädchen bin“ ist eine knallbunte Teenie-Komödie um Intoleranz und die verschrobenen Auswüchse amerikanischer Erziehungspraktiken. Die Regisseurin kann dem Genre der Homosexuellenkomödie durchaus neue Facetten abgewinnen, was in erster Linie daran liegt, dass sie ihre Figuren ernst nimmt und ihnen neben den üblichen Klischees auch echte Gefühle zugesteht und diese glaubwürdig in Szene setzt.
Alles in allem ein Riesenpläsier voll intelligenter Späße und kleiner Tabubrüche.
Weil ich ein Mädchen bin USA 1999, 81 Minuten, ab 12 Jahren, R: Jamie Babbit, D: Cathy Moriarty, Natasha Lyonne, RuPaul