Wenn Lee Tamahori („Stirb an einem anderen Tag“) wirklich Recht hat, ist Neuseeland alles andere als das „Kiwi-Paradies“ im Südwestpazifik, von dem immerzu und überall geschwärmt wird. Zu Beginn seines Debütfilms „Die letzte Kriegerin“ fährt die Kamera vorbei an einem verlockenden Werbeplakat und gibt den Blick frei auf eine der öden Vorstädte Aucklands. Hier leben Beth und Jake, Angehörige einst ehrenwerter Maori-Familien. Heute prägen Arbeitslosigkeit, Armut und der Verlust der Würde ihr Dasein in einer von Weißen dominierten Gesellschaft. Beths ohnmächtige Versuche, die Familie angesichts von Jakes regelmäßigen Gewaltexzessen zusammenzuhalten, sind erfolglos: Ein Sohn wird Mitglied einer berüchtigten Straßengang, ein zweiter landet als Gelegenheitsdieb in einer Erziehungsanstalt. Erst als sich ihre 13-jährige Tochter Grace erhängt, nachdem sie von ihrem Onkel vergewaltigt wurde, findet Beth die Kraft, ihrer erbärmlichen Existenz eine Wende zu geben. Bei der Beerdigung der Tochter auf dem Land entdeckt sie die Maori-Kultur und ihre Traditionen wieder.
Alan Duffs erster Roman „Once Were Warriors“ ist eine beklemmend realistische Studie alltäglicher Gewalt in der Familie. Tamahoris Adaption ist packend inszeniert und eindrucksvoll gespielt wird und überdies ein eindrucksvolles Plädoyer gegen die Unterdrückung der neuseeländischen Ureinwohner durch die westliche Zivilisation.
Die letzte Kriegerin Neuseeland 1994, 100 Minuten, ab 16 Jahren, R: Lee Tamahori, D: Rena Owen, Temuera Morrison