Wenn jemand als König des deutschen B-Films bezeichnet werden kann, dann sicherlich Rolf Olsen. Seit Anfang der 1960er hatte der österreichische Regisseur schon einige kleine Meisterwerke inszeniert – „In Frankfurt sind die Nächte heiß“ etwa oder „Das Rasthaus der grausamen Puppen“ – Krimis, die ziemlich drastisch und mit einer ordenlichen Portion Naivität daherkamen, voll gepackt mit Spektakel und schrägen Ideen. 1967 entstand „Wenn es Nacht wird auf der Reeperbahn“, ein St. Pauli-Film, der den üblichen Hans-Albers- oder Freddy-Quinn-Kitsch in eine abwechslungsreiche, hanseatische Gangster-Popart verwandelt.
„Feuerhotte“ und seine Bande versorgen die Hamburger Pfeffersäcke, wenn es ihnen nach jungem Fleisch gelüstet, von „Feuerhotte“ und seiner Bande mit Mädchen versorgt, die vorher durch LSD in einen Zustand unkontrollierbarer Willenlosigkeit versetzt werden. Als sich jedoch im Umkreis der Mädchenhändler die Todesfälle häufen, schaltet sich nicht nur die Polizei ein, sondern auch der rechtschaffene Journalist Danny Sonntag, der gleich zu Beginn in einen Hinterhalt gelockt wird. „Feuerhotte“ will Sonntag eine Lektion erteilen, weil sich der „Pressescheißer“ zu eifrig mit den Drogenproblemen Hamburger Jugendlicher beschäftigt. Mit Lektion ist übrigens Harpunieren gemeint, doch zum Glück ist Danny ein wahrer Athlet und weiß sich sehr wohl zur Wehr zu setzen. Richtig interessant wird es, als sich der junge Til Voss, der für die Drogen sorgt, von den fiesen Wohlstandsbubis absetzen will, was diese natürlich gar nicht gut finden
Überhaupt Gewalt: Olsen und sein Kameramann Franz X. Lederle setzen sie offen und ungeniert in Szene – da wird erpresst, gefoltert, ermordet und dergleichen mehr. Die Handkamera während der Partyszenen vermittelt echtes Rauschgefühl und die mit viel Weichzeichner fotografierte Traumsequenz von Marianne Hoffmann, bei der sie mit ihrem Fritz Wepper am Strand herumtollt, gehört (mit dem Soundtrack von Erwin Halletz) zum emotionalsten, was der 1960er-Jahre-Film hervorgebracht hat.
Wenn es Nacht wird auf der Reeperbahn BRD 1967, 97 Minuten, ab 18 Jahren, R: Rolf Olsen, D: Erik Schumann, Heinz Reincke, Marianne Hoffmann, Fritz Wepper