Wilde Reiter GmbH

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„Spieker, der Regisseur, war vorher der Assistent von Kubrick und kam mit der Geschichte eines Schauspielers rüber, den er in Amerika kennengelernt hatte. Er hat dann mit ein paar Schlenkern aufgrund dieser Bekanntschaft den Film gemacht. Das Geld mußte er zusammenkratzen – es gab ja noch keine Filmförderung in Deutschland. Aber es gab Gott sei Dank auch keine Kommission, die die Filme kontrolliert hat.“

„Wilde Reiter GmbH“ heißt der Film, von dem Hauptdarsteller Herbert Fux hier erzählt, und die Geschichte geht in etwa so: Georg, ein junger Journalist, wird von dem exzentrischen Sänger Kim als PR-Manager engagiert. Obwohl der despotische Schlager-Guru, der sich mit seinen Jüngern in einem Sumpfgebiet verschanzt hat, kaum einen artikulierten Ton hervorbringt, kann er diesen Makel durch allerhand rabiate Promotionaktionen ausgleichen. Mal reitet er wilde Schreie ausstoßend auf einem Pony durch München, mal inszeniert er vor Georgs Kamera die „heldenhafte“ Rettung einer Nonne, die er selbst zuvor ins Moor getrieben hat. Kim glaubt, dass er mit Georg „die Weltherrschaft erringen könnte“, dessen Chancen, dem Wahnwitz noch zu entkommen, sinken gegen null.

„Stars werden nicht geboren, sie werden gemacht“ – nach dieser Maxime inszenierte Franz-Josef Spieker seine unvergleichliche Satire auf den Sensationsjournalismus und den Starrummel, einen der ersten großen Publikumserfolge des Jungen Deutschen Film. Wer noch einmal erleben möchte, wie die bundesdeutsche Jugend im Sommer 1967 in jeder erdenklichen Situation Kims Urschreie krakelte, darf diese geniale Groteske nicht verpassen.

 

Wilde Reiter GmbH BRD 1966, 104 Minuten, ab 18 Jahren, R: Franz Josef Spieker D: Bernd Herzsprung, Herbert Fux, Rainer Basedow, Marthe Keller

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