„Mein oberstes Ziel ist es, die Wahrheit aus meinen Figuren und den Szenen herauszuholen“, hat der dänische Regisseur Thomas Vinterberg gesagt. Das ist ihm mit seiner Familientragödie „Das Fest“ ohne Einschränkung gelungen.
Der angesehene Hotelier Helge feiert im Kreise seiner Lieben den 60. Geburtstag. Das gesellige Beisammensein erhält unversehens eine dramatische Wendung, als Helges ältester Sohn Christian seinem Vater vorhält, seine Schwester in den Selbstmord getrieben und die Geschwister missbraucht zu haben …
Vinterberg hat seinen authentisch wirkenden Film nach den strengen Grundsätzen von Dogma 95 inszeniert. Mit diesem künstlerischen „Keuschheitsgelübde“ haben sich einige Filmemacher um Lars von Trier verpflichtet, nur an Originalschauplätzen zu filmen, nur mit Handkamera und Originalton, ohne Kunstlicht und auf mitgebrachte Requisiten und überflüssige Action zu verzichten.
Mit schonungsloser Intensität enthüllt der Regisseur das unerträgliche Grauen an der Familientafel, dessen Direktheit bisweilen von feiner Ironie unterbrochen wird. Die grobkörnigen, verwaschenen Aufnahmen verstärken das Gefühl der Beklemmung, das die zunächst eher beiläufige Abrechnung des gepeinigten Sohnes mit seinem Vater auslöst.
Das Fest Dänemark 1996, 106 Minuten, ab 12 Jahren, R: Thomas Vinterberg, D: Ulrich Thomsen, Henning Moritzen, Thomas Bo Larsen