Ein tschechisches Dorf, Mitte der 60er. Ein Feuerwehrball wird vorbereitet. Nicht kleckern, sondern klotzen, lautet das großspurige Motto der Vereinsmeier, die den bunten Abend mit einer Tombola und einer Miss-Wahl krönen wollen.
Natürlich geraten die Feierlichkeiten zu einem einzigen Fiasko. Die Tombolapreise werden ebenso gestohlen wie das Präsent für den alten Feuerwehrchef. Die Teilnehmerinnen des Miss Feuerwehr-Contests wissen nicht gerade durch Liebreiz und Charme zu verlocken. Und als es dann auch noch brennt, rücken die angetrunkenen Feuerwehrleute den entscheidenden Moment zu spät aus.
Milos Formans beißende Satire über Spießertum und Bürokratie wurde in der damaligen ČSSR verboten, weil man in ihr eine Diffamierung der sozialistischen Institutionen zu sehen glaubte. Erst während des Prager Frühlings kam der Film in die Kinos. Nachdem im August 1968 die sowjetischen Panzer in Prag eingerollt waren, wurde ein erneutes Verbot verhängt, das 20 Jahre lang bestehen sollte.
Die große Kunst des tschechischen Regisseurs besteht in der eingehenden Beobachtung des Lebens, im Suchen und Finden von Situationen, die aufgrund ihrer Absurdität typisch dafür sind, eine Realität vorzuführen, die uns allen nur zu bekannt ist und daher auf der Leinwand eine solch erschütternde Wirkung hat.
Forman emigrierte übrigens nach dem Verbot seines Frühwerks, das ursprünglich „Anuschka – es brennt mein Schatz“ heißen sollte, in die USA und feierte dort mit „Einer flog über das Kuckucksnest“ (1975) oder „Amadeus“ (1984) große Erfolge.
Der Feuerwehrball ČSSR/Italien 1967, 73 Minuten, ab 6 Jahren, R: Milos Forman, D: Václac Stockel, Josef Svet, Jan Vostrcil