Er war weder der erste noch der letzte Tarzan. Vor und nach ihm streiften andere den Lendenschurz über, hangelten sich an Lianen durch den Urwald und brachten Sinn in das natürliche Chaos. Von Buster Crabbe über Lex Barker bis zu Miles O’Keefe und Christopher Lambert. Doch nur Johnny Weissmüller war mit der Figur des Affenmenschen wirklich identisch.
Johnny hatte sich die Rolle erschwommen. Als erster Mensch blieb er über 100 Meter Freistil unter einer Minute, 67 Weltrekorde stellte er auf und gewann vier olympische Goldmedaillen. Dass er der ideale Tarzan war, hatte allerdings noch andere Gründe: Man konnte ihm geradezu ansehen, dass er im Einklang mit der Natur leben und glücklich sein konnte. Auch die militante Ablehnung der Feuerwaffen, die er in seinen Filmen vorlebte, nahm man ihm ab. Und wie kein Zweiter verkörperte er Schönheit, Kraft und Stärke. Mehr noch: Er war athletisch und rührend gebieterisch und sanftmütig zugleich. Mit seinem romantischen Gesichtsausdruck stellte er auf vollkommene Weise den Naiven dar.
Dass dieser einsilbige Tiermensch zugleich wie ein Popstar des Dschungels wirkte, lag an seinem beispiellosen Sex-Appeal. Natürlich hatte er allen anderen männlichen Sexsymbolen seiner Zeit voraus, dass er fast nackt spielen durfte. Aber Johnnys erotische Ausstrahlung entstand in erster Linie durch die Kombination von Zärtlichkeit und animalischer Aura. Während der erste Leinwand-Tarzan Elmo Lincoln Jane schmachtend zu Füßen lag und ergeben ihre Hand küsste, eher verklemmter Lüstling als Retter und Beschützer, zeigte sich Johnny als instinktsicherer Verführer. Er nahm Jane (die bezaubernde Maureen O’Sullivan) in seine Arme, „drückte sie fest an seinen glänzenden, nackten Körper und schloss ihren halb geöffneten Mund mit einem heißen Kuss“. So wollte es sein Erfinder Edgar Rice Burroughs, so machte es Tarzan. Auf Zebraleder liebten sich der Wilde und die Lady. Und so vollzog sich die Versöhnung zweier Kulturen.
Johnnys Rede war kurz und knapp: „Ich Tarzan, du Jane. Ich dich lieben.“ In höchster Gefahr allerdings verdichteten sich seine Worte zu einem irrlichternden Schrei, der die grüne Hölle verstummen ließ: „Aahiihaahiihaah!“ Zusammengemischt aus Geigengeschrammel, Kamelblöken und Hyänengeheul war dies der Urschrei der animalischen Psyche vor ihrer Verkrüppelung.
Tarzan, der Affenmensch (USA 1932) Tarzans Vergeltung (USA 1934) Tarzans Rache (USA 1936) Tarzans Abenteuer in New York (USA 1942) Tarzans geheimer Schatz (USA 1941)