Früher oder später erwischt es jeden: das Leben oder das, was man dafür hält. Das gilt auch für Xavier, dessen bisherige Laufbahn als Student der Wirtschaftswissenschaften eher ereignislos verlief und dessen berufliche Zukunft sowieso in trockenen Tüchern zu sein scheint.
Vorher soll die eigene Mittelmäßigkeit allerdings noch mal massiv aufgemischt werden. Zum ersten Mal weg von Mamas saftigen Steaks und den reizenden Lippen der Freundin. Zum ersten Mal richtig was erleben. Xavier genehmigt sich mit dem EU-Förderprogramm Erasmus zwei Auslandssemester in Barcelona, um mit Twenty-Somethings aus anderen EU-Ländern den multikulturellen Gemeinschaftssinn zu erproben.
Was folgt, ist ein sprachliches und kulturelles EU-Chaos in Miniatur: „L’Auberge Espagnole“, so der Originaltitel von Céderic Klapischs europäischer Teeniekomödie „Barcelona für ein Jahr“.
Statt der in Hollywood üblichen grenzdebilen Zoten, präsentiert das französische Regietalent seine „Coming-of-Age“-Story mit einer ordentlichen Portion Charme: Es stimmt alles, die absurden Diskussionen über Klischees: „Spanien ist mehr als Flamenco“ oder „Ihr Deutschen seid immer so penibel“, gemeinsam aus einer Kneipe torkeln und mit Lachkrämpfen in den Morgen fallen. Der Prof, der sich mit kindischem Stolz weigert, den Erasmus-Studenten zuliebe Spanisch zu sprechen, man sei schließlich in Katalonien. Die Entfremdung von den Daheimgebliebenen. Die entsetzliche Zeit vor dem Abschied, wenn man sich noch ein letztes Mal gemeinsam betrinkt, in der Gewissheit, dass man gehen muss, weil der Aufenthalt, der einem bereits wie ein ganzes Leben erscheint, doch nur ein kurzes Zwischenspiel sein kann.
Barcelona für ein Jahr Frankreich/Spanien 2002, 122 Minuten, ab 6 Jahren, R: Cédric Klapisch, D: Romain Duris, Audrey Tautou, Barnaby Metschurat