„Habt ihr ein Pferd für mich mitgebracht?“ fragt der namenlose Mundharmonikaspieler, der an der einsamen Bahnstation aus dem Zug gestiegen ist, doch die drei Halunken in den langen Mänteln scheinen ihn nicht ernst zu nehmen: „Wie du siehst, sind da nur drei Pferde. Sollten wir tatsächlich eines vergessen haben?“ „Ihr habt zwei Pferde zuviel“, erwidert er lakonisch, bevor er das Trio ins Jenseits befördert.
Auch wenn der Originaltitel von Sergio Leones barocker Pferdeoper – „Es war einmal im Westen“ – eher ein Märchen vermuten lässt, sind fast alle Stilmittel des Western vorhanden: der Mann und seine Rache, die Guten und die Bösen, das Duell, der Kampf der Siedler gegen den Fortschritt – symbolisiert durch den Bau der Eisenbahn.
Spektakulär ist die Form der Inszenierung, die den Mythen der amerikanischen Geschichte einerseits huldigt, sie andererseits aber zur pessimistischen, oft gar zynischen Auflösung treibt. Durch den Einsatz extremer Naheinstellungen und Zeitdehnungen (minutenlang krabbelt eine Fliege über das Gesicht des Killers) erzeugt der Film fast rauschhafte Zustände und ermöglicht damit einen Einblick in die Tiefenstruktur des (Italo-)Western.
„Spiel mir das Lied vom Tod“ folgt nichtliterarischen Erzählmustern und entfaltet sich gänzlich aus der Opulenz seiner Bilder und dem legendären Soundtrack von Ennio Morricone.
Spiel mir das Lied vom Tod Italien/USA 1968, 164 Minuten, ab 16 Jahren, R: Sergio Leone, D: Henry Fonda, Charles Bronson, Claudia Cardinale, Jason Robards