Solaris

solaris

„Station Solaris, Station Solaris, tut doch irgendetwas. Es sieht so aus, als ob ich die Stabilität verliere. Hier Kelvin, kommen.“

Am Ufer eines gewaltigen Plasma-Ozeans landet eine kleine Raumkapsel. Der Psychologe Kelvin ist von der Erde zur Raumstation auf dem Planeten Solaris geschickt worden, um dort mysteriöse Vorfälle aufzuklären.

„Die Station war verödet. Man konnte die Korridore im Kreis herum durchwandern, ohne jemandem zu begegnen, wie in einem blindlings dahintreibenden Wrack, dessen Maschinen das Aussterben der Besatzung überdauert haben.“

Kelvin trifft auf zwei Kollegen, die Anzeichen von Wahnsinn zeigen. Ein dritter hat sich kurz vorher das Leben genommen, ihm jedoch auf Film eine Nachricht hinterlassen: „Dr. Kelvin, wenn Sie irgendetwas Ungewöhnliches sehen sollten, lassen Sie sich nicht gehen. Beherrschen Sie sich“. „Was werde ich sehen?“, fragt Kelvin. „Das hängt in gewissem Sinne ganz alleine von Ihnen ab…“. „Halluzinationen?“. „Nein, das ist schon real. Und nicht angreifen …“.

Im dem Versuch, mit den fremden Mächten zu kommunizieren, geraten die Wissenschaftler in einen Erkenntnisstrudel, in dem sie selbst zum Rätsel aller Rätsel werden. Und so wird das Vorhaben zu einer Reise ans Ende ihrer Vorstellungskraft.

Stanislaw Lems 1961 erschienener Roman „Solaris“ gehört zu den bedeutendsten Werken der Science-fiction-Literatur. Schon 30 Jahre vor Steven Soderbergh hat der russische Meisterregisseur Andrej Tarkowskij den vielschichtigen Roman adaptiert. „Meine Entscheidung, Lems Buch zu verfilmen, bedeutet nicht, dass ich eine Vorliebe für dieses Genre hätte. Wichtig ist nur, dass Lem ein mir nahes Thema behandelt hat. Es geht um den Konflikt zwischen Selbstüberwindung, gefestigter Überzeugung und sittlicher Wandlungsfähigkeit einerseits, mit den Bedingtheiten des eigenen Schicksals andererseits“. Anders gesagt: der Mensch ist dazu verurteilt, – so Tarkowskij – alle Ängste und Erinnerungen mit sich zu nehmen, gleichgültig wohin er geht.

 

Solaris UdSSR 1972, 170 Minuten, ab 16 Jahren, R: Andrej Tarkowskij, D: Natalja Bondartschuk, Donatas Banionis, Nikolai Grinko

Andrej Rubljow

Von den apokalyptischen Visionen Andrej Tarkowskijs ist stets ein mysteriöser Reiz ausgegangen. Ob „Solaris“, „Stalker“ oder „Nostalghia“ – die Filme des russischen Regisseurs haben die Grenzen des klassischen Erzählkinos ein ums andere Mal überschritten. Da macht auch „Andrej Rubljow“, Tarkowskijs zweiter Spielfilm, keine Ausnahme.

Zu Beginn des 15. Jahrhunderts wird der Mönch Andrej Rubljow Rechte Hand des bedeutenden Ikonenmalers Theophanes. Anders jedoch als der Grieche will er die Menschen mit seiner Kunst nicht in Angst und Schrecken versetzen. Die erbarmungslose Politik seiner Auftraggeber stürzt Rubljow bald in eine schöpferische Krise, und er gelobt, von da an weder zu sprechen noch zu malen. Als er 15 Jahre später einem jungen Glockengießer begegnet, der mit viel Ehrgeiz und Enthusiasmus eine mächtige Kirchenglocke hergestellt hat, bricht er sein Gelübde und beginnt wieder zu malen.

Die Kunstgeschichte hat schon früh die überragende Bedeutung Rubljows an der Schwelle zwischen spätbyzantinischer und osteuropäischer Renaissance erkannt. Seine Wandgemälde und vor allem seine Ikonen begründeten die Moskauer Malschule. Tarkowskijs facettenreiches Portrait, das sowohl durch eine realistische Kraft, als auch durch eine nachdenkliche Vielschichtigkeit besticht, verweigert sich jeder vorschnellen Bewertung, beschreibt vielmehr höchst differenziert die Wechselbeziehungen von Kreativität und Spiritualität – was auch den sowjetischen Zensurbehörden nicht entging, die das Meisterwerk als „künstlerisch unausgereift“ bis Ende 1973 in die Archive verbannten.

 

Andrej Rubljow UdSSR 1966-69, 185 Minuten, ab 16 Jahren, R: Andrej Tarkowskij; D: Anatolij Solonizyn, Iwan Lapikow, Nikolaj Grinko