Philippe de Broca (1933 – 2004) war ein Meister der leichten, schwungvollen Komödie. Seine Filme bestachen durch ihren Humor, ihre Dynamik und ihre Respektlosigkeit, was zwar den Kinobesuchern gefiel, nicht aber den Filmkritikern, die sein Werk als „triviale, kommerzielle Unterhaltung“ abqualifizierten (Cahiers du Cinéma). „Dabei verstecken sich hinter der choreographischen Eleganz seiner Komödien tiefere Einsichten in die Bedingungen menschlichen Zusammenlebens“ (Ulrich Gregor).
So auch in „Cartouche, der Bandit“, der im Frankreich des 18. Jahrhunderts spielt: Cartouche (Jean Paul Belmondo), diesem charmanten Gauner mit Dolch und Degen, ist nichts und niemand gewachsen. Gemeinsam mit seiner Braut Venus (Claudia Cardinale) raubt er die Adeligen aus und verteilt die Beute unter den Witwen und Waisen. Eines Tages jedoch verliebt sich der Dieb in eine andere Frau – und zwar ausgerechnet in Isabelle, die Frau des gemeinen Präfekten. Bei einem Stelldichein mit Isabelle wird Cartouche verhaftet. Die Angelegenheit scheint böse zu enden, gäbe es nicht die tapfere Venus, die ihren Angebeteten befreit, dabei aber ihr Leben verliert.
De Brocas Film ist ein farbenprächtiges, mit leichter Hand und viel Charme inszeniertes Abenteuerspektakel mit einem überraschendem Ende. Unübertrefflich, wie die Banditen die Paläste der hochnäsigen Aristokraten plündern. Und selbst für den Tod findet Monsieur de Broca bezaubernde Bilder: Eine silberne Kutsche, die mit der toten Claudia Cardinale in einem roten Kleid und überhäuft mit dem erbeuteten Geschmeide im dunklen Wasser malerisch untergeht.
Cartouche, der Bandit Frankreich/Italien 1961, 113 Minuten, ab 12 Jahren, R: Philippe de Broca; D: Jean-Paul Belmondo, Claudia Cardinale, Odile Versois, Jess Hah