Es beginnt mit einem Hilferuf: Weil dem Regisseur Friedrich Monroe (Patrick Bauchau) der Glaube an die Macht der Bilder abhanden gekommen ist, macht sich sein Freund, der Tonmeister Phillip Winter (Rüdiger Vogler), nach Lissabon auf, um mit seiner Begabung – der perfekten Aufnahme von Tönen – einen Film zu retten, den er noch nicht gesehen hat.
Ein typischer Wenders-Film, könnte man annehmen: eine endlos lange Reise als zentrales Motiv; ein liebenswerter Idealist, der seine Empfindsamkeit mit sich herumschleppt wie schwere Koffer; all die vertrauten Theorien über das Filmemachen, die nur noch hartgesottene Fans aus den Kinosesseln reißen.
Diesmal jedoch ist alles anders, denn „es ist etwas Wundervolles, im Kino zu sitzen und zu lachen“, so Wenders. „Ich bin spät drauf gekommen, aber immerhin …“
Schon die Fahrt von Frankfurt in die portugiesische Hauptstadt ist als humorvolle und abwechslungsreiche Montagesequenz gestaltet. Was dann folgt, ist gleichermaßen fesselndes Städteportrait wie mitreißender Musikfilm, elegante Komödie wie romantischer Liebesfilm.
Ausgerüstet mit Mikrofon und Tonbandgerät streift Wenders’ Held durch die Metropole am Tejo. Er lernt die Musikgruppe „Madredeus“ kennen, die die portugiesische Variante des Blues, die Saudade, spielt, verliebt sich in die Sängerin und liest die Bücher Fernando Pessoas’.
Mit Wim Wenders reisen, heißt: Suchen, wie man leben soll. Am Zielort bleibt diese Frage zwar fast immer offen, doch allein die körperliche Erfahrung des Unterwegsseins, von Bewegung, von Rastlosigkeit hat die Menschen verändert. Und sie verändert auch Phillip.
Lisbon Story Deutschland/Portugal 1995, 100 Minuten, ab 6 Jahren, R: Wim Wenders, D: Rüdiger Vogler, Patrick Bauchau, Teresa Salgiero und Madredeus